Wie aus dem Arbeitslosenreport hervorgeht, haben NRW-weit 68 Prozent der Arbeitslosen unter 25 Jahren keinen Berufsabschluss. Auch im Bistum Aachen haben 72 Prozent der Arbeitslosen unter 25 Jahren keinen Berufsabschluss. Der Report stellt zudem fest, dass im Bistum 18 Prozent der Arbeitslosen unter 25 Jahre in 2016 keinen Schulabschluss hatten. Landesweit waren es sogar 22 Prozent.
"Wenn die Prinzipien von Angebot und Nachfrage nicht funktionieren, ist von öffentlicher Seite aus nachzusteuern", sagt Roman Schlag, beim Caritasverband für das Bistum Aachen zuständig für Arbeitslosenfragen. Daher fordere die Caritas wie die gesamte Freie Wohlfahrtspflege in NRW die Landesregierung auf, ernsthaft zu prüfen, ob eine Ausbildungsplatzabgabe in diesem Zusammenhang ein wirkungsvolles Instrument sein könnte.
Auch im Bistum Aachen verzeichnet der Arbeitslosenreport bei den Ausbildungsplätzen eine Differenz zwischen Angebot und Nachfrage. 14.792 gemeldeten Bewerbern stehen hier nur 11.213 gemeldete Ausbildungsstellen gegenüber. Der Datenreport belegt, dass Ende September 2016 landesweit noch 23.078 Ausbildungsbewerber unversorgt waren oder aus einer Alternativlösung heraus weiter nach einem ihrem Wunsch entsprechenden Ausbildungsplatz suchten. Im Bistum Aachen sind zu diesem Stichtag noch 2.452 Ausbildungsbewerber unversorgt geblieben. Allein statistisch gesehen fehlen im Bistum 3.579 Ausbildungsstellen.
Der Arbeitslosenreport NRW kommt zum Ergebnis, dass das Ausmaß der Angebotslücke noch weitaus größer ist. Um realistisch für alle Jugendlichen ein auswahlfähiges Angebot an Ausbildungsplätzen vorzuhalten, wäre ein Ausbildungsplatzüberhang nötig. Bereits in den 1970er-Jahren legte man dafür einen Richtwert von 12,5 Prozent fest. Demnach wäre im Bistum Aachen für das letzte Ausbildungsjahr erst bei einem Ausbildungsplatzangebot von 16.640 Stellen (tatsächlich nur 11.213 Stellen) von einer entspannten Lage am Ausbildungsmarkt zu sprechen, heißt es im Arbeitslosenreport.
Gerade Jugendliche, die Probleme haben, einen Ausbildungsplatz zu finden oder eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen, brauchen nach Auffassung des Diözesancaritasverbandes in Aachen Unterstützung durch ausbildungsvorbereitende und ausbildungsbegleitende Maßnahmen. Allerdings weist der Arbeitslosenreport NRW nach, dass landesweit ein Rückgang bei ausbildungsunterstützenden Maßnahmen für Jugendliche festzustellen ist. Vor allem ausbildungsbegleitende Maßnahmen sind stark rückläufig. Wurden 2012 noch knapp 28.000 ausbildungsbegleitende Maßnahmen gefördert, waren dies im Zeitraum von November 2015 bis Oktober 2016 nur noch knapp 18.750. "Auch im Bistum Aachen haben wir in diesem Zeitraum einen Rückgang von 1.058 unterstützenden ausbildungsbegleitenden Maßnahmen zu verzeichnen", beklagt Roman Schlag.
"Für uns ist dies ein völlig falsches Signal", sagt Schlag weiter. Solange keine Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt erreicht sei, müssten berufsvorbereitende, ausbildungsbegleitende und -unterstützende Angebote durch die Agentur für Arbeit und Jobcenter in ausreichender Zahl gefördert werden.
"Nicht versorgte Ausbildungsplatzbewerber benötigen Alternativen, wenn kein betrieblicher Ausbildungsplatz gefunden wird. Und schulisch nicht ausreichend qualifizierte junge Menschen brauchen vorbereitende und auch begleitende Coaching-Angebote. Nur so können sie eine Ausbildung erfolgreich absolvieren und langfristig eine qualifizierte und sichere Arbeitsstelle finden, um unabhängig von Hartz-IV-Leistungen ihr Leben zu gestalten", sagt Roman Schlag.
Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut für Sozialpolitik und Arbeitsmarktforschung (ISAM) der Hochschule Koblenz. Ziel der regelmäßigen Veröffentlichung ist es, den öffentlichen Fokus auf das Thema Arbeitslosigkeit als wesentliche Ursache von Armut und sozialer Ausgrenzung zu lenken, die offizielle Arbeitsmarktberichterstattung kritisch zu hinterfragen und dabei insbesondere die Situation in Nordrhein-Westfalen zu beleuchten.
Hinweis: Presseinformationen mit Zahlen für die Kreise und kreisfreien Städte im Bistum Aachen erhalten Sie auf Anfrage unter oeffentlichkeitsarbeit@caritas-ac.de.