Miete kann für überschuldete Menschen zum Albtraum werden. Darauf weist die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände bei ihrer Aktionswoche vom 3. bis 7. Juni 2019 hin.AGSBV
Die Aktionswoche, zu der die AG SBV aufruft, steht unter dem Motto "Albtraum Miete". Sie stellt das Grundrecht auf bezahlbaren Wohnraum in den Mittelpunkt. "Für viele Verschuldete sind die hohen Mieten ein Albtraum. Sie verbessern die finanzielle Situation der Betroffenen nicht, sondern verschlechtern sie im Gegenteil noch", sagt Roman Schlag. Er ist Fachreferent für Schuldnerberatung beim Caritasverband für das Bistum Aachen. "Schon der Zugang auf den Wohnungsmarkt ist für Überschuldete schwierig. Das hat unter anderem mit der den Vermietern häufig vorzulegenden Schufa-Auskunft zu tun. Auch, wenn diese Auskunft nur Schulden auf Telefonie oder Warenbestellungen ausweist, verweigern Mieter den Abschluss eines Mietvertrages. Es darf keine Stigmatisierung auf Grund der Schufa-Auskunft geben", so Schlag weiter. Er verweist auf das Forderungspapier, das die AG SBV anlässlich der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung herausgegeben hat.
Die AG SBV wirbt für mehr Verständnis für Überschuldete. "Betroffene sind häufig mit ihrer Situation überfordert und setzen falsche Schwerpunkte. Teilweise ist der Druck der Gläubiger so groß, dass Ratenzahlungen geleistet werden und für die Miete kein Geld mehr übrig bleibt. Auch sind ihnen Beratungsdienste und Hilfsangebote nicht bekannt.", sagt Roman Schlag. Die durchaus mögliche Übernahme von Mietschulden durch Jobcenter oder Sozialämter müsse beantragt werden, was den Überschuldeten aus unterschiedlichen Gründen häufig schwerfalle.
Geringverdienenden machen die steigenden Mieten zusätzlich zu schaffen. Sie müssen einen immer größer werdenden Anteil des Verdienstes für die Unterkunft ausgeben. "Gerade für Bezieher von Grundsicherungsleistungen wird es immer schwieriger, weil Jobcenter diese Kosten nur im Rahmen ihrer Vorgaben anerkennen. Das sind sichere Wege in die Überschuldung", so Roman Schlag.
Die Forderungen der AG SBV zur Aktionswoche Schuldnerberatung gehen unter den Stichworten "Wohnraum finden - Wohnraum erhalten - Wohnraum sichern" an verschiedene Adressaten. Nach Auffassung der AG SBV muss der Sektor des gemeinwohlorientierten und sozialen Wohnungsbaus erheblich gestärkt werden, damit mehr bezahlbare Mietwohnungen erstellt und dann auch erhalten werden. Die SCHUFA sollte Überschuldete im Insolvenzverfahren nicht mit einer schlechteren Bewertung abstrafen, da das Insolvenzverfahren eine Form der Schuldenregulierung und damit nichts Negatives sei. Auch sollten die Negativmerkmale von Auskünften für Vermieter sich auf Miet- und ähnliche Schulden beschränken.
Auch die Sozialleistungsträger sieht die AG SBV gefordert. Die Grenzen für die anerkennungsfähigen Kosten der Unterkunft wie Miet- und Heizkosten müssten realistisch sein und den Wohnungsmarkt auch abbilden, meint sie. "Die Übernahme von Mietschulden sind so unbürokratisch wie irgend möglich zu organisieren. Auch Direktzahlungen der Miete von den Jobcentern an die Vermietenden sollten zur Vermeidung von Mietschulden noch stärker eingesetzt werden", sagt Roman Schlag.
Kontakt: Roman Schlag, Caritasverband für das Bistum Aachen e.V., Kapitelstr. 3, 52066 Aachen, Tel.: 0241/431-133 oder 0162/1056919 Fax: 0241/431-2984 / E-Mail: rschlag@caritas-ac.de
In der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände haben sich die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege auf Bundesebene, der Verbraucherzentrale Bundesverband und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung zusammengeschlossen. Im Fokus steht die Vertretung der Interessen von überschuldeter Menschen in Deutschland und der in der Schuldnerberatung tätigen Verbände. Nach außen wird die AG SBV durch ihren Sprecher repräsentiert. Die AG SBV ist keine juristische Person.