Paderborn/Düsseldorf - In Nordrhein-Westfalen haben sich nach Einschätzung der Caritas die Drogen- und Suchtprobleme deutlich verschärft. Das zeigt sich durch eine Überlastung der Suchtberatungsstellen und die stark gestiegene Anzahl der Drogentoten. 2023 kamen 24 Prozent mehr Menschen durch den Missbrauch illegaler Substanzen ums Leben als noch ein Jahr zuvor.
Anlässlich des Deutschen Suchtkongresses, der am 23. September in Köln beginnt, fordert die Caritas in NRW einen Ausbau der Präventionsarbeit. "Unsere Beratungsstellen sind häufig die erste Anlaufstelle für Menschen mit einem Suchtproblem", sagt Ralf Nolte, Vorsitzender der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Sucht (KLAGS). Doch genau diese Einrichtungen sind nun von Kürzungen im Landeshaushalt bedroht. "Im Bereich Hilfen und Prävention gehen wir momentan von Kürzungen um 37 Prozent aus. Das gefährdet unsere Arbeit akut."
Und das in einer Zeit, in der die Hilfen eigentlich ausgebaut werden müssten: "Unsere Beraterinnen und Berater erleben täglich, wie stark der Druck auf die Einrichtungen wächst", so Nolte, der Diözesan-Caritasdirektor im Erzbistum Paderborn ist. Wer einen Termin in der Suchtberatung benötige, müsse oft wochenlang warten. Nötig sei eine auskömmliche finanzielle Unterstützung, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.
Gleichzeitig besteht Bedarf an wissenschaftlicher Expertise, um zielgerichtet und wirkungsvoll helfen zu können. Denn die Forschung liefere wichtige Erkenntnisse zu neuen Substanzen, Konsummustern und effektiven Präventionsstrategien, die in die Praxis integriert werden müssen.
In Drogenkonsumräumen vieler Städte hat sich die Zahl der Konsumvorgänge seit 2017 verzehnfacht. "Die aktuelle Forschung ermöglicht erst, auf Entwicklungen wie den steigenden Crackkonsum zu reagieren", sagt der KLAGS-Vorsitzende Nolte.
Beim Deutschen Suchtkongress unter dem Motto "Forschung, Prävention und Hilfen gemeinsam gestalten" geht es auch um die wichtige Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wohlfahrtsverbänden.
Denn die Freie Wohlfahrtspflege spielt eine zentrale Rolle in der praktischen Suchthilfe in NRW und ist mit ihren Trägern, darunter die Caritas, die Diakonie, das Deutsche Rote Kreuz, die AWO, der Paritätische, direkt an der Basis tätig. Sie bieten niedrigschwellige Hilfsangebote, Suchtberatung und -behandlung und Präventionsmaßnahmen an und sind häufig der erste Anlaufpunkt für Betroffene.
Allein die Caritas in NRW betreibt 60 Beratungs- oder Behandlungsstellen für Suchtkranke und Drogenabhängige sowie zwei Drogenkonsumräume meist mit niedrigschwelligen Beratungsangeboten.
Informationen zum Kongress: www.suchtkongress.org