Zwei Männer in einer Beratungsstelle der verbandlichen Caritas. Die fordert Kommunal- und Landespolitiker auf, ihre Kollegen im Bundestag dafür zu gewinnen, dass die geplanten Einschnitte der Bundesregierung in der Migrationsberatung für zugewanderte Erwachsene im Bundeshaushalt 2024 nicht vorgenommen werden.Deutscher Caritasverband / Harald Oppitz
Das hat Auswirkungen für die Migrationsberatungsstellen in Trägerschaft der verbandlichen Caritas im Bistum Aachen. "Eine Mittelkürzung würde im eklatanten Widerspruch zum aktuell steigenden Beratungsbedarf und den schon im Jahr 2022 erfolgten Zielgruppenerweiterungen der MBE stehen. Neben den ukrainischen Geflüchteten die ab März 2022 als neue Zielgruppe hinzukamen wurde der Beratungsdienst durch das neue Chancen-Aufenthaltsrecht noch für Asylsuchende mit guter Bleibeperspektive geöffnet. Für das Jahr 2024 in Krefeld würde das konkret heißen, dass mindestens 1100 Menschen keine Beratung erhalten werden. Die Entlastungsfunktion für die Behörden vor Ort wäre damit massiv eingeschränkt", warnt Mohammed Ourraoui, Fachdienstleitung bei der Caritas in Krefeld.
Die Sorgen, die von der Migrationsberatung der Caritas Krefeld geäußert werden, sind keine Einzelfälle. Auch die Fachdienstleitungen der Migrationsberatungsstellen des SKM Rheydt und der Caritas in Aachen haben ähnliche Bedenken geäußert. Denn auch in den Städten Mönchengladbach und Aachen ist die Migrationsberatung in Trägerschaft der verbandlichen Caritas. "Die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte ist mehr als nur ein Dienstleistungsprogramm. Sie ist ein Schlüsselelement für den sozialen Zusammenhalt und den Erfolg einer vielfältigen Gesellschaft." sagt Marinko Kalic, Fachdienstleitung der Caritas in Aachen. "Diese Kürzung wirkt sich unmittelbar auf jene aus, die häufig vor großen Herausforderungen stehen. Konkret bedeutet das, dass wenigstens 500 Menschen nicht mehr beraten werden können. Daher sind wir besorgt, dass die Chancen von Migranten und ihren Familien auf nachhaltige Integration in Deutschland erheblich gemindert werden."
Eine reduzierte Finanzierung bedeutet weniger Beratung und Unterstützung für erwachsene Migranten. Das könnte bedeuten, dass Menschen, die Unterstützung bei der Sprachintegration, Arbeitssuche, Bildung und kulturellen Anpassung benötigen, nicht mehr die Hilfe erhalten, die sie dringend brauchen. "Wir dürfen nicht vergessen, dass hinter diesen Zahlen echte Menschen stehen, die Unterstützung benötigen, um sich in unserer Gemeinschaft zu integrieren." sagt Markus Offermann, Fachdienstleitung des SKM Rheydt. "Wir haben, wie in anderen Regionen üblich, die Beratungszahlen für 2024 hochgerechnet. Sollte es zu Kürzungen kommen, würden ungefähr 400 Menschen im Jahr 2024 keine Beratung mehr erhalten können."
Umgerechnet auf die drei Standorte der verbandlichen Caritas im Bistum Aachen, an denen MBE angeboten wird, bedeuten die geplanten Haushaltsmittelkürzungen mehr als 100.000 Euro für das Jahr 2024 weniger. Das entspreche in etwa zwei Vollzeitstellen, die wegfallen. "Das sind Stellen, die für die dringend notwendige Beratung fehlen, ganz abgesehen von den persönlichen Folgen für die Beschäftigten", sagte Duysal Altinli, Fachreferent für Migrationsberatung in der Geschäftsstelle des Caritasverbandes für das Bistum Aachen.
Stephan Jentgens, Diözesancaritasdirektor im Bistum Aachen, bringt die Besorgnis der Migrationsberatungsstellen auf den Punkt: "Was die Bundesregierung plant, ist Sparen am falschen Ende." Duysal Altinli, Fachreferent für Migrationsberatung beim Diözesancaritasverband, sieht Widersprüche in der Migrations- und Integrationspolitik: "Während sich Bürgermeister und Landräte über die zunehmenden Herausforderungen bei der Integration von Migranten beklagen, plant die Bundesregierung Kürzungen bei den Mitteln, die nachweislich dazu verwendet werden können, Menschen zu helfen, sich erfolgreich in Deutschland zu integrieren." sagt Altinli. Die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte erfülle eine essentielle Brücken- und Anwaltsfunktion. Durch die enge Zusammenarbeit und Vernetzung mit verschiedenen Akteuren vor Ort würden nicht nur Ratsuchende, sondern auch Behörden und Institutionen in vielfältiger Weise entlastet. Ein Aspekt der Migrationsberatung erwachsener Zugewanderte ist Altinli besonders wichtig: "Wenn man berücksichtigt, dass an erwachsenen Migranten auch Familien mit Kindern hängen, werden die Folgen möglicher Mittelkürzungen in diesem Feld noch deutlicher."
Die verbandliche Caritas im Bistum Aachen ruft Politiker in den Kommunen und im Land dazu auf, ihre Kolleginnen und Kollegen im Bundestag dafür zu gewinnen, die geplanten Kürzungen zurückzunehmen. "Sie können dabei auf die Caritas und die gesamte Freie Wohlfahrtspflege an ihrer Seite zählen", versichert Diözesancaritasdirektor Stephan Jentgens und fügt hinzu: "Die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte ist nicht nur eine Investition in die Integration von Migranten, sondern auch in eine lebenswerte und vielfältige Gesellschaft in Deutschland."