Schlag äußerte sich am Freitag (17. Oktober 2025) in Aachen zum Beginn der Armutswochen der Caritas in Deutschland. Sie stehen unter dem Motto "Türen offen halten: Allgemeine Sozialberatung sichern". In der Zeit vom 17. Oktober bis Ende November wollen die Caritas und ihre Fachverbände Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) und Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) darauf hinweisen, dass gerade die Allgemeine Sozialberatung für Menschen, die von Armut bedroht sind, die erste Anlaufstelle ist.
Roman Schlag ist Fachreferent für Schuldnerberatung beim Caritasverband für das Bistum AachenDiCV Aachen
Roman Schlag sagt es mit einem Vergleich aus der Medizin: "Was bei der medizinischen Versorgung der Hausarzt, ist in der Sozialen Arbeit die Allgemeine Sozialberatung. Beide erfüllen für ihre Patienten oder Klienten Lotsenfunktionen." Das gilt auch bei Notlagen, die durch Armut oder Verschuldung ausgelöst werden. "Viele der Klienten, die in der Schuldnerberatung landen, werden über die Allgemeine Sozialberatung dorthin vermittelt. Da hat die Allgemeine Sozialberatung mit ihren niedrigschwelligen, für alle Menschen offenen Zugängen eine Türöffner-Funktion in weitere spezialisierte Beratung. Diese kann dann gezielt helfen. Je schneller Betroffene dort landen, desto schneller kann etwas gegen Armut, Verschuldung und die Folgen für die Betroffenen getan werden", sagt Schlag. Rund jeder zweite Ratsuchende komme auf Grund von Problemen in Folge von Armut oder Verschuldung zur Allgemeinden Sozialberatung.
Die Allgemeine Sozialberatung steht vor der Herausforderung, dass es keine gesetzlich verankerte Pflicht für eine staatliche Refinanzierung einer unabhängigen Allgemeinen Sozialberatung gibt. "Eine öffentliche Diskussion darüber ist notwendig, wie die Allgemeine Sozialberatung nachhaltig gesichert und weiterentwickelt werden kann", sagt Roman Schlag. Bereits im vergangenen Jahr musste bundesweit ein Viertel der Träger das Angebot einschränken oder sogar aufgeben. "Insofern hängt die Zukunftsfähigkeit der Allgemeinen Sozialberatung maßgeblich von einer auskömmlichen, verlässlichen und langfristig gesicherten Finanzierung ab. Unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten kann eine staatliche Finanzierung der Allgemeinen Sozialberatung dazu beitragen, hohe Folgekosten für den Sozialstaat zu senken", sagt Schlag.
Die Finanzierung der Allgemeinen Sozialberatung in NRW - einer der größten Anbieter ist die verbandliche Caritas - erfolgt über einen Mix aus unterschiedlichen Töpfen. Bezogen auf das Angebot der Caritas sind es öffentliche und kirchliche Mittel, wobei die Eigenmittel der Träger eine zentrale Rolle spielen: Ein großer Teil der Finanzierung stammt aus Kirchensteuermitteln und Spenden. Kommunen, Kreise und das Land NRW beteiligen sich an der Finanzierung, jedoch in unterschiedlicher Höhe und oft nicht kostendeckend. Um die Lücken zu schließen, setzt die Caritas eigene Mittel ein.
Zu den Armutswochen der Caritas
Traditionell nehmen im Zeitraum vom "Welttag zur Überwindung der Armut" (jährlich am 17. Oktober, 1992 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen) bis zum "Welttag der Armen" (2017 von Papat Franziskus ausgerufen, er wird in der katholischen Kirche am Sonntag vor dem ersten Adventssonntag begangen) die Caritas und ihre Fachverbände Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) und Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) das Thema Armut in den Blick. 2025 lautet das Motto der Armutswochen "Türen offen halten: Allgemeine Sozialberatung sichern".