Berlin/Freiburg/Belém, 7.11.2025. Mit Blick auf die anstehende UN-Klimakonferenz (COP30) in Brasilien begrüßt der Deutsche Caritasverband die Initiative der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und SPD für neuen Schwung für den internationalen Klimaschutz.
Eva Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes: "Der Klimawandel vollzieht sich unverhältnismäßig zu Lasten der Schwachen und Bedürftigen. Die armen Länder des Südens sind ungleich stärker betroffen als der reiche Norden und die Menschen, die bei uns in schlecht isolierten Altbauten wohnen, leiden unter Hitzewellen ungleich stärker als die, die in klimatisierten Villen leben. Die Initiative der Koalitionsfraktionen, zentrale Klimaschutzziele weiter zu verfolgen, ist das dringend benötigte Signal an die Bundesregierung: Deutschland muss international Verantwortung für die zügige Umsetzung der 2015 in Paris vereinbarten Klimaschutzziele übernehmen. Dabei wird es entscheidend sein, neue Finanzierungsquellen für den internationalen Klimaschutz zu erschließen und aufzuzeigen, wie die EU und Deutschland ihre Beiträge zur Emissionsreduzierung erfolgreich umsetzen können. Deutschland ist eine wichtige Stimme bei der COP30 und wird dringend gebraucht, um das Vertrauen in multilaterales Handeln sowie in ein regelbasiertes System zu stärken."
Die Entscheidung der EU-Umweltminister, vom ursprünglichen Klimaziel abzuweichen, ist das falsche Signal an die Staatengemeinschaft, so die Caritas-Präsidentin: "Gut, dass man sich auf EU-Ebene geeinigt hat. Doch die Nebenwirkungen sind ernüchternd: Der Emissionshandel für Gebäude und Verkehr (ETS 2) wurde von 2027 auf 2028 verschoben. Und die Absicht, sich jetzt stärker durch Auslagerung von der CO₂-Einsparung freizukaufen, verringert de facto die Bemühung um die eigene Einsparung."
Das Vermächtnis von Laudato si‘
Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa unterstreicht die Bedeutung der von Papst Franziskus vor 10 Jahren veröffentlichten Enzyklika Laudato si‘. "Der eindringliche Appell von Papst Franziskus zur Wahrung der Schöpfung und Rettung unseres Planeten war ein wichtiger Impuls für das Zustandekommen des Pariser Klimaabkommen von 2015. Sein Vermächtnis und sein Plädoyer für einen sozial gerechten Klimaschutz, der die Armen besonders unterstützt, müssen jetzt alle Staaten auf der COP30 in konsequentes Handeln umsetzen. Das Klima ist ein gesellschaftliches Gut von allen für alle. Es zu schützen, ist die gemeinsame Verantwortung aller Staaten."
Daher fordern der Deutsche Caritasverband und sein internationales Hilfswerk, dass die Lasten der Klimakrise endlich gerecht verteilt werden. "Die Weltgemeinschaft muss jetzt beherzt handeln, um unseren Planeten noch zu retten. Entstandene und künftige Schäden der Klimakrise müssen für jene Menschen konsequent ausgeglichen werden, die am stärksten betroffen, aber am wenigsten dafür verantwortlich sind", betont Dr. Oliver Müller, Leiter von Caritas international und Vorstand für Internationales im Deutschen Caritasverband. Nur 0,13 Prozent der globalen CO2-Emissionen stammt von den Ländern, die durch Extremwetter am stärksten darunter leiden. "Unsere Unterstützung für die Ärmsten ist ein Gebot der sozialen Gerechtigkeit."
Caritas-Klimaprojekt "Networks4conservation" auf der Weltklimakonferenz
Eine Delegation der Caritas wird zur COP30 reisen. Im Gepäck haben die Referent_innen außer bereits laufenden Projekten zur Stärkung von Land- Umweltrechten indigener und traditioneller Gemeinschaften das Projekt "Networks4conservation", das im Rahmen der Internationalen Klimaschutz Initiative (IKI) gefördert werden soll. Es ist ein Vorreiterprojekt, bei der Caritas mit einem breiten Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen in Brasilien zusammenarbeitet und das vom deutschen Umweltministerium finanziert und in enger Abstimmung mit dem brasilianischen Ministerium für Umwelt und Klimaschutz umgesetzt wird. Das Projekt, wird auf der COP30 vorgestellt.
Bundesumweltminister Carsten Schneider wird außerdem ein Projekt von der Caritas in Belém/Brasilien besuchen.
"Mit Networks4conservation zum Schutz der Wälder in fünf brasilianischen Biomen führen wir unseren Ansatz konsequent fort, den unsere Arbeit in Brasilien ausmacht. Wir setzen auf die Menschen vor Ort, auf die indigenen und traditionellen Gemeinschaften, sie verfügen über wirksame Lösungen für die Klimakrise, sind oft aber auch bedroht", erklärt Müller. Sie werden dabei unterstützt, Schutzgebiete wirksamer zu erhalten und auszuweiten. Zudem werden Produktion und Vermarktung von Produkten der Sozio-Biodiversität gefördert.
Ihre Rechte sollen gestärkt und Anreize für einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen - zum Wohle der Wälder und der dort lebenden Menschen geschaffen werden. Insgesamt sollen mit dem Vorhaben die Umsetzung der Aktionspläne zur Verhütung und Bekämpfung der Entwaldung (PPCDs) der brasilianischen Regierung unterstützt werden. Auf lokale Verantwortung vertrauend können wir globale Wirkungen für den Klimaschutz erzielen", ist sich Müller sicher.
Neue Finanzierungsquellen
Auf der Weltklimakonferenz wird es auch darum gehen, neue Finanzquellen für die Finanzierung des Klimaschutzes ebenso wie für die Klimaanpassung insbesondere der ärmeren Länder zu entwickeln und festzulegen.
DazuCaritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa: "Die COP30 muss jetzt ins Handeln kommen und die Beschlüsse von Paris in die Tat umsetzen. Das bedeutet, sich weiter auf die finanzielle Unterstützung der Entwicklungsländer zu verpflichten und das Thema Klimaanpassung stärker in den Blick zu nehmen. Auch hier wird Deutschland eine besondere Rolle einnehmen müssen, damit die COP30 ein Erfolg wird und nicht die sozialen Folgen der Erderhitzung ignoriert."
Der Deutsche Caritasverband engagiert sich seit über 125 Jahren für Menschen in Not. Mit bundesweit fast 740.000 Mitarbeitenden, über 500.000 ehrenamtlich Engagierten und rund 25.000 Einrichtungen und Diensten unterstützt die Caritas jährlich rund 13 Millionen Menschen