Keine Fata Morgana, eine echte Oase
Thomas Hohenschue
Diözesancaritasdirektor Stephan Jentgens dankte zum Abschluss der Aachener Heiligtumsfahrt 2023 allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der verbandlichen Caritas im Bistum Aachen, die sich während des Großereignisses vom 10. bis 18. Juni in der Caritas-Pilgerraststätte am Münsterplatz engagiert haben. ",Keine Fata Morgana, eine echte Oase‘, hat jemand in das Gästebuch geschrieben, das in der Pilgerratsstätte auslag. Das freut mich vor allem für die vielen Menschen der Caritas aus dem gesamten Bistum Aachen, die - seien es hauptamtlich Beschäftigte oder ehrenamtlich Tätige - sich aus freien Stücken in den vergangenen Tagen für die Pilgerraststätte engagiert haben. Ihnen gilt mein ganz herzlicher Dank", sagte Jentgens zum Abschluss der Heiligtumsfahrt. Der gesamte Verband habe ein starkes Zeichen gesetzt, das in der Erinnerung der Menschen bleiben werde. "Sie haben gezeigt: Die Caritas ist einfach da.", sagte Jentgens.
Wie bei der Heiligtumsfahrt 2014 hatte die verbandliche Caritas auf dem Münsterplatz im Schatten des Doms ein Zelt aufstellen lassen und dort Besuchern Wasser, Brot und Äpfel erreicht. Tausende Menschen hatten die Pilgerraststätte, die innen optisch als Oase gestaltet war, während der Heiligtumsfahrt besucht. Für Entspannung sorgte vor allem die Wandgestaltung im Inneren der Raststätte. Die Aachener Künstlerin Vera Sous hatte mit Frauen des Qualifizierungsprojektes "Spectrum" in Trägerschaft des Rheinischen Vereins für katholische Arbeiterkolonien ein Textilgemälde erstellt, das eine Wüstenlandschaft zeigte. Das Sozialgesetzbuch nennt die Frauen, die in dem Projekt begleitet werden, nüchtern "Menschen in besonders schwierigen Lebenssituationen", aber hinter jedem Gesicht steckt eine Geschichte. Sie ist weit weg von dem, was viele Menschen kennen. Die Frauen gestalteten die 72 laufende Meter Stoffbahnen, zweieinhalb Meter hoch, in vier Teilen. Nach ihren Vorstellungen hat Vera Sous auf Basis von Fotos den Stoff bemalt. Die Frauen steuern nun in einem zweiten Schritt Fransen auf Stoff und gestickte Elemente bei, die dem Bild eine dritte Dimension verliehen. Was die Frauen aus alten Stoffresten zusammennähten, ließ die Wüste in den Raum hineinwachsen. Das sollte die Wirkung der Oase verstärken, die in der Pilgerraststätte der Caritas zum Ruhen einlud. Im Kontrast zur Wüstenlandschaft aus Stoff dazu stand in der Mitte der Pilgerraststätte ein Springbrunnen, eingesäumt von Steinen und Pflanzen.
Ute Schramm
Ute Schramm, Fachreferentin in der Geschäftsstelle des Diözesancaritasverbandes und Koordinatorin der Caritas-Pilgerraststätte, sagte: "Für die Helfenden in der Raststätte war ihr Engagement ein besonderes Erlebnis. Sie kamen aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern der Caritas, aus der Praxis, aber auch aus der Verwaltung. Hier in der Raststätte haben alle Caritas noch einmal sehr unmittelbar erlebt als Da sein für die Menschen." Und Stephan Jentgens ergänzte, dass ihm in der Pilgerraststätte Engagierte von ganz unterschiedlichen Begegnungen berichtet hätten. Einige Gäste hätten einfach nur ausruhen wollen, andere hätten sich gefreut, jemanden zum Reden zu finden. ",Entdecke mich`, das Motto der Heiligtumsfahrt, erinnert die Caritas immer wieder daran, die Menschen mit ihren Bedürfnissen und Bedarfen zu sehen", sagte Jentgens.
80 Frauen und Männer zählte das Team, das Koordinatorin Ute Schramm zur Betreuung der Raststätte zusammengetrommelt hatte. Im Dreischichtbetrieb sorgten sie unermüdlich für frisches Wasser, schnitten Brot, boten Äpfel an. Oft kamen sie mit Besuchern er Pilgerraststätte ins Gespräch, wie beispielsweise Diakon Winfried Zeller von der Dürener Caritas. Manche wollten sich Luft machen, andere erzählten vom Hölzchen aufs Stöckchen, mit dritten entwickelten sich angeregte Diskussionen, berichtete er. Mit einer Besucherin aus Ungarn hatte Winfried Zeller lange gesprochen: über das Leben in beiden Ländern, über Politik, über Stadt und Land.
Thomas Hohenschue
Den Diakon hatte genau die Aussicht auf diese vielfältige Begegnung gereizt, ja zu sagen, als Ute Schramm bei ihm anklopfte. Ihm ging es wie den anderen vom 80-köpfigen Team. Man traf alte Bekannte, es war durchgehend ein großes Hallo. Und es wurde viel gelacht in der leichten Atmosphäre der Wallfahrt. Und sei es, weil ein Kneipengänger erklärte, mit Mineralwasser vorglühen zu wollen.
Straßenmusiker, Wohnsitzlose, Lebenskünstler schauten genauso vorbei wie alte Menschen, die nach den ersten Plaudereien mit den kleinen und großen Themen ihres Lebens kamen. Und auch sehr kleine Mädchen und Jungen prägten das Bild am Münsterplatz, vor allem an dem Tag, als die Heiligtumsfahrt Vorschulkinder aus dem ganzen Bistum zu Gast hatte. Wunderbare Eindrücke, allein an einem Tag.
Autor: Christian Heidrich