KI verbessert digitale Werkzeuge
Gute Laune bei den Projekt-Präsentierenden, die sich für den „Social.Innovation.Now.“-Preis beworben hatten. Sie alle erfuhren für ihre innovativen und äußerst konkreten Anwendungen sehr viel Interesse und Anerkennung bei den Teilnehmenden.Foto: Markus Lahrmann
Auf der Konferenz ging es in diesem Jahr sehr konkret um "digitale Assistenzsysteme". Sechs Projekte, die bereits in der praktischen Arbeit eingesetzt werden, bewarben sich für den "Social.Innovation.Now."-Preis: die Caritas-Hamm-App für digitale Assistenz, das Projekt Carikom aus Augsburg "für mehr Barrierefreiheit in der digitalen Welt", Theresien 360 Grad, eine VR-Brille in Pflege und Ausbildung der Caritas Neuss, ein Diakonie-Projekt der Integrierten Sozialberatung mit digitaler Assistenz und "SocialEcho", ein KI-gestütztes Tool zur Newsletter-Erstellung, das die Caritas-Akademie Hohenlind (Köln) mit Erfolg einsetzt.
Den Preis gewann das Projekt "NoneCap - Hilf mir, es selbst zu tun". Die 115 Teilnehmenden der Konferenz zeichneten mit der NoneCap-App ein Werkzeug aus, das Menschen mit Handicaps hilft, Aufgaben selbstständig auszuführen. NoneCap leiste einen Beitrag, "digitale Teilhabe in der sozialen Arbeit wirksam zu gestalten - barrierearm, praxisnah und gemeinsam mit den Menschen, die davon profitieren", sagte Rene Wenzel, der das Projekt präsentierte. Die App war zunächst als Prototyp in den Iserlohner Werkstätten entwickelt und erfolgreich eingesetzt worden.
"Social.Innovation.Now." wird seit einigen Jahren als Innovationskonferenz mit Barcamp-Charakter veranstaltet von den Diözesan-Caritasverbänden Aachen, Essen, Köln, Münster, Paderborn und dem Deutschen Caritasverband in Kooperation mit dem Katholisch-Sozialen Institut (KSI) und der Katholischen Hochschule NRW.
KI als sozial kompetenter Assistent
Einen inhaltlichen Auftakt zur Konferenz machten zwei Wissenschaftler*innen mit Keynotes, die reichlich Stoff zum Weiterdenken boten: Der Computerlinguist und Unternehmer Ramin Assadollahi beleuchtete vielfältige Potenziale der Anwendung von Robotern und KI-Assistenten in der Pflege. Hohem Dokumentationsaufwand und Fachkräftemangel lasse sich damit begegnen. KI könne zur Entlastung des Pflegepersonals beitragen, indem sie beispielsweise Routinetätigkeiten dokumentiere, Patient*innen und Prozesse präzise vermesse und mittels Sensoren Anomalien erkenne. KI als sozial-kompetenter Assistent könnte nicht nur bei der Biografie-Arbeit helfen, sondern auch Lern- und Optimierungsprozesse in den Teams fördern.
"Künstliche Intelligenz: von Assistenz zu Assistent?", so fragte Prof. Dr. Gesa Linnemann von der Katholischen Hochschule NRW und gestaltete ihre Keynote zum Parforceritt über die Anwendung und die Implikationen von KI insbesondere im Kontext von sozialer Arbeit und Gesundheitswesen. Als konkrete Anwendungsbereiche von KI nannte sie die Suchthilfe ("SuchtGPT") und die Unterstützung älterer Menschen und sozialer Beratung. Linnemann ging auch auf Interaktion zwischen Mensch und KI sowie die damit verbundenen psychosozialen Effekte ein einschließlich ethischer Aspekte wie Datenschutz und der Notwendigkeit, Chancen und Risiken wie Automationsverzerrung und Abhängigkeitspotenzial abzuwägen.
Sehr konkret und praktisch wurden dann die Themen beim Barcamp. Ob es um den Einsatz einer VR-Brille im Altenheim ging oder um die Kunst des richtigen Promptens - das offene Format sorgte dafür, dass unterschiedlichste Erfahrungslevel keine Rolle spielten.
"Man hat hier das Gefühl, an zwei Tagen mit großem Erfahrungs- und Lerngewinn teilzunehmen, was auch an der guten Vorbereitung und der attraktiven Location hier im KSI liegt", so das Fazit einer Teilnehmerin. "Menschen tanzen mit Robotern, die Stimmung ist super: Innovationen werden gefeiert, geteilt und weiterentwickelt", postete Pia Winkler vom Vorbereitungsteam anschließend. Die Veranstaltung sei so wichtig, "um Zukunftsvisionen zu entwickeln, Menschen zu vernetzen, Projekte bekannter zu machen und Synergien zu nutzen"!