Ikonen des Möglichen: Wenn Frauen Zugang zu allen Rollen und Aufgaben erhalten
Würdevoll setzen sich diese Frauen selbst in Szene. Ihr Leben ist bewegt, sie haben viel hinter sich und vor sich. Ausgrenzung, Verhinderung und Unsichtbarkeit prägen ihren Alltag. Bei Spectrum bauen sich die Frauen neue Perspektiven für die Zukunft auf, behutsam begleitet, gemeinschaftlich, mit den Mitteln der Kunst.
Werkstattleiterin Monika von Bernruth (M.) und Künstlerin Vera Sous (l.), interviewt von Angela Maas.Thomas Hohenschue
Das Qualifizierungsprojekt des Rheinischen Vereins für Arbeiterkolonien e.V. der Mitglied im Caritasverband für das Bistum Aachen ist, verfolgt mit seiner bestärkenden individuellen Hilfe stets auch einen politischen Ansatz. Werkstattleiterin Monika von Bernuth und die Künstlerin Vera Sous legen Wert auf den öffentlichen Charakter der Kunst, die mit Herzblut durch die Frauen gestaltet wird.
Selbstermächtigung vom Feinsten
So ist es auch beim Ausstellungsprojekt "Ikonen des Möglichen". Indem sie der traditionellen Heiligenerzählung ihr eigenes Gesicht verleihen, zeigen die Frauen, dass ihre Würde ebenbürtig ist zu denen der Männer. Die Verengung ihrer Rolle auf Hingabe, Fürbitte oder Martyrium wird aufgebrochen. Das ist Selbstermächtigung vom Feinsten.
Publizistin Christiane Florin (l.) würdigte die kirchenkritische Dimension der Selbstermächtigung von Frauen.Thomas Hohenschue
Wie stark zudem der gesellschafts- und kirchenkritische Impuls dieser öffentlichen Kunst ist, arbeitete die Vernissage heraus. Die Pastelltöne, die das Äußere der mit floralen Elementen und weiten Landschaften geschmückten Wandteppiche prägen, sollten niemand über die klare Botschaft an die Männerkirche täuschen, sagte die Publizistin und Politikwissenschaftlerin Christiane Florin.
Marianne Pitzen, Direktorin des Frauenmuseums Bonn, ermutigte, den Weg der Gleichstellung weiterzugehen.Thomas Hohenschue
Das Hinwegsetzen über vermeintlich unumstößliche Grenzen macht so gesehen den subversiven Charme der Ausstellung aus. Solche Erkenntnisse gehören zu den ersten Schritten auf dem Weg der Besserung. Wie lang dieser Weg der Gleichstellung ist, nicht nur in der Kirche, berichtete Marianne Pitzen, Gründerin und Direktorin des Frauenmuseums Bonn.
Mit dem nötigen Respekt vor der Größe der Herausforderung ist es Spectrum wichtig, diesen Weg zu beschreiten. Damit reiht sich das Qualifizierungsprojekt in das Anliegen der Caritas ein, Türen zu öffnen. Mit der Ausstellung "Ikonen des Möglichen" setzt es seine Aktivitäten zum Heiligen Jahr 2025 fort. Auch die Frauen von Spectrum sind Pilgerinnen der Hoffnung.
Was noch wichtig ist
Die Ausstellung "Ikonen des Möglichen" ist bis zum 31. Dezember 2025 im Kreuzgang des Klosters Steinfeld an der Hermann-Josef-Str. 4 in Kall-Steinfeld während der Öffnungszeiten des Klosters zu besichtigen. Das Projekt wurde gefördert von der Aktion Mensch.
Autor: Thomas Hohenschue